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Online-GÖG-Colloquium | Unzulänglichkeiten in der Suchtbehandlung und deren Überwindung: Das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit

Beginn der Veranstaltung:24.03.2021, 17:30 Uhr
Ende der Veranstaltung:24.03.2021, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort:Online-Veranstaltung

Prof. Dr. Joachim Körkel, Evangelische Hochschule Nürnberg, spricht zum Thema: Unzulänglichkeiten in der Suchtbehandlung und deren Überwindung: Das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit

Das Suchthilfesystem vieler Länder weist Unzulänglichkeiten auf: Zunächst findet nur ein marginaler, von Substanz zu Substanz unterschiedlicher Anteil Suchtkranker Zugang zum Hilfesystem. Ebenso unzulänglich ist häufig die Art der Behandlung: Obwohl die Mehrzahl Suchtkranker eine Konsumverringerung (oder Schadensminderung) und keine Abstinenz anstrebt und Zielkonsens eine wesentliche Voraussetzung wirksamer Therapie darstellt, wird in vielen Behandlungsstellen apodiktisch das Ziel lebenslanger Abstinenz vorgegeben, oder Patientinnen und Patienten werden „akzeptanzorientiert“ und „niedrigschwellig“ in ihrer Sucht nur „begleitet“, obwohl ihrerseits eine Änderungsmotivation vorhanden ist. Zudem wird meist nur die „Hauptproblemsubstanz“ behandelt (in der Regel Alkohol oder illegale Drogen), obwohl nahezu durchgängig ein problematischer Konsum mehrerer Substanzen vorliegt. Des Weiteren wird auch die Palette unterschiedlicher Behandlungsformen (Psycho- und Pharmakotherapie; Kurzinterventionen ohne/mit Selbsthilfemanual, Einzelbehandlungen, Gruppenbehandlungen; Face-to-Face- sowie onlinegestützte Behandlungen) unzureichend genutzt und damit die Behandlung eindimensional und zu wenig individualisiert durchgeführt.

Der Vortrag stellte dar, wie durch das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit die genannten Defizite herkömmlicher Suchtbehandlung überwunden werden können und welche Herausforderungen sich daraus für Menschenbild, Suchtverständnis und Arbeitsweise ambulanter und stationärer Suchthilfeeinrichtungen ergeben.

Die Vortragsfolien sind HIER verlinkt.

Artikel: Körkel, Joachim (2020): Die Interventionsmatrix als zentraler Bestandteil zieloffener Suchtbehandlung, rausch. Wiener Zeitung für Suchttherapie, 9. Jahrgang, 2 2020

Prof. Dr. Joachim Körkel ist Professor für Psychologie an der Evangelischen Hochschule Nürnberg und Leiter des dortigen Instituts für innovative Suchtbehandlung und Suchtforschung (ISS), approbierter Psychotherapeut (Verhaltens- und Gestalttherapie), Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie und Gründungsherausgeber der Zeitschrift „Suchttherapie“. Von 1984 bis 1988 war er Leiter der Psychotherapie einer Fachklinik für Alkohol- und Medikamentenabhängige.

Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Ausarbeitung des Paradigmas Zieloffener Suchtarbeit, die Entwicklung von Behandlungsansätzen zum selbstkontrollierten Alkohol-/Zigaretten- und Drogenkonsum sowie die Begleitung von Einrichtungen/Trägern bei der Implementierung Zieloffener Suchtarbeit. Weitere Informationen unter www.iss-nuernberg.de.

Begrüßung und Moderation
Priv.-Doz. Dr. Alfred Uhl
Kompetenzzentrum Sucht an der Gesundheit Österreich GmbH

Foto Joachim Körkel