Nationaler Hitzeschutzplan - Wer schützt wen, wann und wie?
Die nächsten Tage werden besonders heiß – bis zu 38 Grad werden diese Woche in Österreich erwartet. Andrea Schmidt, Abteilungsleiterin im Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit – Klimaresilienz und One Health, erklärte heute im Ö1-Morgenjournal, dass Hitze bereits die tödlichste Wettergefahr des Landes ist und in besonders heißen Sommern bis zu 500 zusätzliche Todesfälle verzeichnet werden.
Um vor allem gefährdete Gruppen wie ältere Menschen zu schützen, wurde ein Nationaler Hitzeschutzplan ins Leben gerufen, der mit Maßnahmen wie Trinkstationen und kühlen Räumen hilft, Hitzewellen gut zu überstehen. Mehr Informationen und Tipps zum Hitzeschutz bietet die gesamte Ö1-Sendung. Interview mit Rainer Hazivar.
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Wichtige Informationen zum Nationalen Hitzeschutzplan:
Der Hitzeschutzplan warnt nicht nur vor Hitze, sondern sieht abgestufte Maßnahmen vor, bevor eine lebensbedrohliche Lage eintritt. Das österreichische Hitzewarnsystem arbeitet mit gefühlter Temperatur und mehreren Einflussfaktoren. Ab Warnstufe Gelb starten gezielte Schutzmaßnahmen: Pflegeheime passen Abläufe an, Gemeinden informieren Betroffene, Spitäler bereiten sich auf hitzebedingte Notfälle vor - bis hin zum Krisenstab bei extremer Belastung.
Die GeoSphere Austria berechnet die sogenannte gefühlte Temperatur, das ist realistischer als nur die Lufttemperatur. Ab etwa 30 Grad kann es zur Warnstufe Gelb kommen - bei rund 40 Grad zur höchsten Warnstufe Rot. Die Bewertung hängt aber auch von anderen Faktoren ab, wie Luftfeuchtigkeit, Wind oder fehlender nächtlicher Abkühlung. Diese Woche rechnet man für Mittwoch und Donnerstag bereits in weiten Teilen Österreichs mit der Stufe orange.
Zum Beispiel werden Pflegeeinrichtungen informiert, vulnerable Gruppen kontaktiert, Termine verlegt, Trinkstationen eingerichtet oder zusätzliche Räume gekühlt. Die Bundesländer aktivieren ihre jeweiligen Schutzpläne. Und die Bevölkerung wird über Medien, Websites und ein Hitzetelefon informiert. Der Plan lebt davon, dass alle mithelfen - von der Rettung bis zur Nachbarin im dritten Stock. Ein Hitzeschutzplan funktioniert nur, wenn alle eingebunden sind: Bund, Länder, Spitäler, Pflegekräfte - und auch Nachbarschaften. Ob jemand alleine zuhause überhitzt, kann am Ende an einem Anruf oder Glas Wasser liegen.
- Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, vor allem um die Mittagszeit.
- Leichte, luftdurchlässige Kleidung tragen, die den Körper bedeckt. Auf Kopfbedeckung und Sonnenschutzmittel mit ausreichendem Lichtschutzfaktor nicht vergessen.
- Anstrengungen vermeiden, z.B. intensiven Sport, Fahrten in überhitzten Autos.
- Generell kühle und schattige Plätze, ev. klimatisierte Räume aufsuchen.
- Räume kühl halten, z.B. in der Früh und nachts lüften und am Tag abdunkeln.
- Mit Wasser abkühlen, z.B. kühl duschen, Unterarme in kühles Wasser halten.
- Viel trinken. Für gesunde Erwachsene gilt: ca. 1,5 bis drei Liter am Tag. Bevorzugen Sie Leitungs- oder Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees sowie verdünnte Obst- und Gemüsesäfte. Trinken Sie die Getränke wohltemperiert. Alkohol vermeiden. Vor allem ältere Menschen nehmen teils zu wenig Flüssigkeit zu sich. Daher: Getränke sichtbar hinstellen.
- Leicht verdauliche, fettarme Speisen essen, zum Beispiel Obst, Gemüse, Salat. Fettarme Milch und Milchprodukte verwenden, z.B. Buttermilch mit Mineralwasser oder Wasser.
- Andere Menschen unterstützen. Manchmal kann Unterstützung notwendig sein, zum Beispiel beim Einkauf von Getränken sowie von Nahrungsmitteln. Das Anlegen von Vorräten, Bereitstellen von frischem Obst, eventuell Vorkochen etc. kann hilfreich sein. Regelmäßige Betreuung, z.B. durch Einteilung von Besuchsdiensten sowie organisatorische Hilfestellungen, ist ebenfalls hilfreich. Zudem ist wichtig: das Erstellen einer Liste mit wichtigen Rufnummern, die griffbereit sind.
- Maßnahmen mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen. Sie oder er kann Sie beispielsweise über die ideale Flüssigkeitsmenge bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Nierenversagen bzw. Nierenerkrankungen und der regelmäßigen Einnahme von Diuretika oder anderen Medikamenten informieren.
Internationale Erfahrungen zeigen, dass sich hitzebedingte Todesfälle durch die Umsetzung von Hitzeschutzplänen deutlich reduzieren lassen. Genau daran orientiert sich auch der österreichische Plan, mit klaren Warnstufen, abgestuften Maßnahmen und besonderem Fokus auf Risikogruppen. Entscheidend ist, dass man rechtzeitig warnt, lokal handelt und gefährdete Menschen nicht allein lässt. Der Plan ist zudem kein Papierprodukt - er wird umgesetzt, evaluiert und angepasst. Und er bindet alle ein, von der Rettung bis zur Nachbarschaftshilfe.
Der Plan schafft erstmals einen bundesweit einheitlichen Rahmen mit klaren Zuständigkeiten. Er legt fest, wer bei Hitze was tun soll - vom Bund über Länder bis zu den Gemeinden und Einrichtungen. Viele Strukturen bestehen bereits, und durch den Plan werden sie besser koordiniert und aktiviert.
Viele der empfohlenen Schritte brauchen keine großen Investitionen - sondern gute Vorbereitung. Etwa kühle Räume einrichten, Dienstpläne anpassen, besonders gefährdete Personen identifizieren. Dafür gibt es bestehende Strukturen zum Beispiel in der Pflege, im Zivilschutz oder in sozialen Diensten.
Genau diese Gruppen nennt der Plan ausdrücklich: Menschen mit schlechter Wohnsituation, mit eingeschränkter Mobilität oder ohne familiäres Umfeld. Empfohlen werden Besuchsdienste, Hitzetelefone, niederschwellige Angebote und lokale Initiativen wie „Hitze-Buddys“. Ziel ist, niemanden zu übersehen.
Der Plan empfiehlt, dass Arbeitgeber in hitzeexponierten Bereichen - wie etwa auf Baustellen oder im Freien - gezielt Schutzmaßnahmen setzen: zum Beispiel kühlere Arbeitszeiten, längere Pausen oder organisatorische Anpassungen bei Warnstufe. Ziel ist, die Beschäftigten vor gesundheitlichen Risiken zu schützen.
Aktuell fehlt es hier in Österreich an gesetzlichen Vorgaben, vor allem fehlen Temperaturobergrenzen. Im Regierungsprogramm findet sich ja die Absicht, dass es eine Verordnung zum Schutz vor Hitze bei Arbeiten im Freien geben soll.
Die Gesundheit Österreich baut in Kooperation mit AGES und GeoSphere Austria das Hitze-Frühwarn- und Monitoringsystem in Österreich aus. Die Gesundheit Österreich arbeitet aktuell in zwei Forschungsprojekten daran, besser zu verstehen, wann potenziell eine Belastung für das Gesundheitssystem sowie auf die Gesundheitsberufe entsteht und hitzebedingte Krankheitsfälle sichtbar zu machen.
Dies hilft maßgeblich, Maßnahmen für jene zu entwickeln, die unter den Folgen von Hitze besonders leiden. Zudem arbeiten Gesundheit Österreich, AGES und Statistik daran, auch hitzebedingte Todesfälle statistisch sichtbar zu machen - und helfen, bei zukünftigen Hitzewellen gezielter zu reagieren.