Entwicklung der elektronischen Eltern‐Kind‐Pass‐Plattform
Der Mutter-Kind-Pass (MKP) wurde in Österreich bereits 1974 eingeführt. Das Programm wird seither kontinuierlich weiterentwickelt und dem Stand der medizinischen Wissenschaft und Erfahrung angepasst. Zuletzt wurden auf Basis einer Bestandsaufnahme des Ludwig Boltzmann Institut für HTA zu Empfehlungen aus evidenzbasierten Leitlinien für Screenings von Schwangeren und Kindern (im Alter von 0-6 Jahren) von einer Facharbeitsgruppe in Hinblick auf den österreichischen Kontext Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Programmes abgestimmt. Klar wurde dabei, dass ergänzend zu dem bisherigen medizinischen Fokus des sehr erfolgreichen Vorsorgeinstruments, zukünftig eine verstärkte Berücksichtigung von psychosozialen Risiken notwendig ist. Damit soll sichergestellt werden, dass der MKP auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit am Lebensanfang sowie auch zur Förderung von gesundheitlicher Chancengerechtigkeit leisten kann. Die Folgen der Pandemie machen die Notwendigkeit dieser Weiterentwicklung nochmals nachdrücklich deutlich.
Die im Rahmen des österreichischen Aufbau- und Resilienzplans vorgesehene Maßnahme "Entwicklung der Elektronischen Eltern-Kind-Pass (e-EKP)-Plattform inkl. Schnittstelle zu den Frühen Hilfen" soll die Teilnahme insbesondere benachteiligter Gruppen am bereits etablierten Screening-Programm zur Früherkennung von gesundheitlichen Risikofaktoren, Erkrankungen und Entwicklungsstörungen in der Schwangerschaft und bis zum 62. Lebensmonat des Kindes erhöhen. Die Digitalisierung ermöglicht unter anderem ein verbessertes Informationsangebot und stärkt damit die Gesundheitskompetenz von schwangeren und stillenden Frauen.
Die Maßnahmen im Rahmen des Österreichischen Aufbau- und Resilienzplans verfolgen daher folgende Ziele:
Entwicklung einer elektronischen Dokumentations- und Kommunikationsplattform für die MKP-Untersuchungen und -Beratungen, welche auch Auswertungen der Informationen für gesundheitspolitische, ökonomische und soziale Fragestellungen erlaubt.
vereinfachter Zugang zu den Untersuchungsergebnissen für Behandelnde und die betroffenen Frauen (Schwangere und Stillende).
Erhöhung der gesundheitlichen Chancen für Schwangere/Stillende und ihre Kinder, insbesondere aus sozial benachteiligten Familien
verbesserte Erreichbarkeit − insbesondere auch von sozial benachteiligten und/oder bildungsfernen Familien und Frauen mit ev. auch eingeschränkter deutscher Sprachkompetenz − mit dem MKP als zentrales Vorsorgeinstrument am Lebensanfang.
Im österreichischen Aufbau- und Resilienzplan ist vorgesehen, dass die Entwicklung und Testung des e-EKP bis Ende 2024 und die nationale Ausrollung bis Ende 2026 abgeschlossen ist. Die GÖG unterstützt die Weiterentwicklung des e-EKP in fachlicher Hinsicht v. a. in Bezug auf die Bedarfserhebung und Einbindung der Nutzer:innen (sowohl der Schwangeren und Familien mit Kleinkindern als auch der relevanten Berufsgruppen), die Sicherstellung einer Schnittstelle mit den Frühen Hilfen und anderen relevanten Angeboten und Informationsplattformen, die Ausarbeitung von Vorlagen für die Datenerfassung in Hinblick auf gesundheitspolitische Steuerung und Monitoring sowie die Aus- bzw. Überarbeitung von Leitfäden für die Umsetzung der definierten Untersuchungen in der Praxis maßgeblich.