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GÖG-Colloquium | Reduktion von Zwang(smaßnahmen) in der Psychiatrie

Beginn der Veranstaltung:17.09.2025, 17:30 Uhr
Ende der Veranstaltung:17.09.2025, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort:online via Zoom

Die GÖG lädt zum Colloquium: Reduktion von Zwang(smaßnahmen) in der Psychiatrie. Erfahrungen aus Heidenheim und Bremen. Möglichkeiten der Umsetzung in Österreich

Psychiatrische Versorgung soll gemeindenah, qualitätsvoll, menschenrechtsbasiert und recovery-orientiert sein. Dies impliziert u. a. ein Bekenntnis zur Reduktion und Vermeidung von Zwangsmaßnahmen.

In der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verpflichten sich die Vertragsstaaten – so auch Österreich – dazu Menschenrechte zu fördern, schützen und zu gewährleisten. Die WHO empfiehlt für die psychosoziale Gesundheit/Versorgung eine Entwicklung weg von einer primär medizinischen Symptombehandlung hin zu menschenrechtsbasierten, personen-zentrierten, ganzheitlichen und Recovery-orientierten Praktiken, die die Menschen im gesamten Lebenskontext betrachten, ihren Willen und ihre Präferenzen bei der Behandlung respektieren, Alternativen zu Zwang anwenden und das Recht der Menschen auf Teilhabe und Inklusion in die Gemeinschaft aktiv fördern (WHO 2021).

In der Umsetzung kann das geringfügige Anpassungen bis hin zu einem grundlegenden Umdenken erfordern. Es geht u.a. darum, dass in Akut-/Krisensituationen freiheitsbeschränkende (Zwangs-)Maßnahmen, soweit möglich verhindert, jedenfalls jedoch auf das Minimum (Umfang, Dauer) beschränkt und – erst nach Ausschöpfen aller anderer möglicher Maßnahmen – als letztes Mittel zur Anwendung kommen.  

Österreich ist, was unfreiwillige Unterbringungen in der Psychiatrie betrifft,  im internationalen Vergleich negativer „Spitzenreiter“ Bei der Rate an unfreiwilligen Unter-bringungen pro 100.000 Einwohner (Unterbringungsrate) weist Österreich EU-weit den höchsten Wert auf (siehe z.B. Rains et al 2019). Zur nationalen Situation siehe Projektbeschreibung auf der GÖG-Website (aktueller Projektbericht ist in Kürze verfügbar).

Dieses Colloquium soll für die o. a. Themen sensibilisieren, über zentrale internationale Grundlagen und Bezugspunkte informieren (UN-BRK, WHO, etc.) und Erfahrungen aus Deutschland inkl. Learnings behandeln. Folgende Fragen sollen aufgegriffen und eine sachliche Diskussion angestoßen werden: Welche Veränderungen können (in der psychiatrischen Versorgung) vorgenommen werden, um Wille und Präferenzen der Betroffenen zu beachten, um Zwangsmaßnahmen zu reduzieren, um Klinikeinweisungen zu vermeiden, um ambulante Hilfen zum Tragen kommen zu lassen und um Drehtürphänomene zu verhindern. Was hat sich im Klinikalltag in Heidenheim und Bremen umsetzen lassen? Wie lässt sich der Fortschritt messen?

Die Veranstaltung richtet sich an Personen aus den Bereichen Verwaltung, Politik (z. B. Ministerien, Sozialversicherung, Länder, Gemeinden), Forschung (z. B. Universitäten, Fachhochschulen, Forschungsinstitute) und Praxis (ambulante und stationäre Einrichtungen, NGOs) auf (inter)nationaler und/oder regionaler Ebene, an alle an den Themen psychosoziale Versorgung, Menschenrechte, Zwangsmaßnahmen inkl. Unterbringung in der Psychiatrie gemäß UbG interessierten Menschen.

Nach dem Input aus Deutschland ist ein Austausch zum österreichischen Kontext unter Einbindung von Akteuren aus unterschiedlichen Perspektiven geplant.

Vortragender: 
Dr. Martin Zinkler ist Psychiater und Psychotherapeut. Er arbeitete in leitenden Funktionen in der psychiatrischen Versorgung in London, Heiden-heim/Brenz und zuletzt in Bremen. Die Klinik in Heidenheim wurde 2021 von der WHO als Good Practice Beispiel in ihre Leitlinien aufgenommen (LINK). 

Seine Schwerpunkte sind die Realisierung der Menschenrechte in der Psychiatrie und die Abschaffung psychiatrischer Zwangsmaßnahmen. Seit 2023 ist Dr. Zinkler Mitglied im UN-Unterausschuss zur Verhütung von Folter (SPT) . Er ist zudem Redakteur der Zeitschrift Recht & Psychiatrie

Begrüßung und Moderation 
Mag.a Joy Iliff Ladurner, MSc
Gesundheit Österreich GmbH
Psychosoziale Gesundheit

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme via Zoom und ersuchen um Anmeldung.

Martin Zinkler