Vortrag | Das Stigma psychischer Erkrankung: Offenlegung und in Würde zu sich stehen

Menschen mit psychischer Erkrankung leiden nicht nur an ihren krankheitsbedingten Beschwerden, sondern auch unter den Folgen des mit psychischen Erkrankungen verbundenen Stigmas. Erfahrung und Erwartung von Zurückweisung und Ausgrenzung stellen eine große Belastung dar und wirken sich negativ auf soziale Teilhabe und den Krankheitsverlauf aus. Hinzu kommt, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen oftmals öffentliche Vorurteile verinnerlichen; dies wird als Selbststigma bezeichnet und wirkt sich negativ auf Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit aus. Die Bewältigung von Stigma erfordert einen Blick auf Konzepte und Formen von Stigma sowie auf wirksame Antistigma-Strategien. 

Patrick W. Corrigan, Chicago, entwickelte ein peer-geleitetes Gruppenprogramm, „Honest, Open, Proud“, das Menschen mit psychischen Erkrankungen bei ihrer Entscheidung für oder gegen Offenlegung ihrer Erkrankung in verschiedenen Kontexten unterstützt. Teilnehmer lernen, Vor- und Nachteile von Offenlegung je nach Umfeld und nach ihrer eigenen Situation abzuwägen. Sie können im Austausch mit Peer-Gruppenleitern und anderen Teilnehmern relativ sichere Arten üben, ihre Geschichte zu erzählen, wenn sie das möchten. Es ist nicht das Ziel des Programms, Teilnehmer zur Offenlegung zu drängen, sondern eine selbstbewusste Entscheidung für oder gegen Offenlegung zu ermöglichen. Nicolas Rüsch und KollegInnen haben das Programm ins Deutsche übertragen unter dem Namen „In Würde zu sich stehen“. Die Arbeit an dem Programm hat mehrere Auszeichnungen erhalten.

Das Forum Lichterkette und Inclusion24 holen Nicolas Rüsch nach Wien, um das Programm auch in Österreich zu etablieren. Mit diesem Vortragsabend mit anschließender Diskussion startet die Programmreihe.

Prof. Dr. med. Nicolas Rüsch, MSt ist Leiter der Sektion Public Mental Health und Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg.

Begrüßung und Moderation: Brigitte Heller (Forum Lichterkette) und Valerie Clarke (Inclusion24)

Empfehlungen zur Reduktion direkter Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen