Inanspruchnahme von Psychotherapie und Psychiatrischer Rehabilitation im Kontext der Angebote

Auftraggeber: BMGF (jetzt: BMSGPK), HVB (jetzt: DVSV)
Laufzeit: Jänner 2016 bis Dezember 2017
Ansprechperson GÖG: Sophie Sagerschnig

Die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen aufgrund psychischer Erkrankungen stieg in den vergangenen 20 Jahren stark an, gleichzeitig wurden die diesbezüglichen Versorgungsangebote erweitert. Ziel der vorliegenden Studie war es, mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes unterstützende und hindernde Faktoren für Therapieeinstieg, -verlauf und -erfolg oder -abbrüche sowie für die Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation der Betroffenen zu identifizieren.

In einem ersten Schritt wurde eine quantitative Analyse von Routinedaten der Burgenländischen sowie Tiroler Gebietskrankenkasse in Hinblick auf die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Leistungen vorgenommen. Als exploratives statistisches Verfahren wurde hierbei eine Clusteranalyse angewandt. In weiterer Folge wurde anhand dieses Datensatzes eine qualitative Befragung von Patientinnen und Patienten durchgeführt.

Während sich bei der quantitativen Analyse der Abrechnungsdaten durch eine unterschiedliche Altersverteilung und ein unterschiedliches Inanspruchnahmeverhalten für die beiden Kassen völlig unterschiedliche Bilder zeigen, sind diese Unterschiede bei den qualitativen Interviews nicht zu finden. Bei grundsätzlich vorwiegend positiven Erfahrungen mit den in Anspruch genommenen medizinischen, psychotherapeutischen und/oder rehabilitativen Behandlungsangeboten führen die befragten Betroffenen insbesondere die Stigmatisierung, das Stellen eines Antrags auf Berufsunfähigkeitspension, Informations- und Kommunikationsdefizite und finanzielle Rahmenbedingungen als hinderliche Faktoren im Behandlungsverlauf an. Verbesserungsbedarf sehen sie in erster Linie in den Bereichen Information, Öffentlichkeitsarbeit und Entstigmatisierung sowie psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten als Sachleistung.

Die Ergebnisse der qualitativen Befragung liefern wertvolle Einblicke in die Situation „hinter den Daten“ und machen für die Patientinnen und Patienten bedeutsame Faktoren sichtbar, die aus den Routinedaten nicht herauszulesen sind und die für die Optimierung der Angebote von zentraler Bedeutung sein sollten. Die Kombination qualitativer und quantitativer Daten ist daher in Zukunft einer einseitigen Auswertung vorzuziehen.