GÖG-Colloquium | Cannabisforschung und -politik
Vortrag von Frau Priv.-Doz.in Dr.in Eva Hoch, IFT Institut für Therapieforschung und LMU Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in München
Cannabis ist die am häufigsten gebrauchte illegale Substanz weltweit. In Österreich wird wie auch in anderen europäischen Ländern aktuell eine rege Debatte um die gesellschaftliche Bewertung der Substanz Cannabis geführt. Legalisierung, kontrollierte Abgabe, Entkriminalisierung, Prohibition sind dabei die zentralen Punkte der Diskussion.
Einleitend wurde im Referat die Situation in jenen Staaten beschrieben und bewertet, die in den letzten Jahren den Umgang mit Cannabis nach unterschiedlichen Modellen legalisiert haben. Anschließend wurde, basierend auf epidemiologischen Studien, über die Verbreitung des Cannabiskonsums in unterschiedlichen Gesellschaften berichtet. Die Referentin verwies auf einige Todesfälle, die nachweislich durch synthetische Cannabisprodukte sowie chemische Zusätze zu Cannabisprodukten verursacht wurden, wobei sie aber betonte, dass keine Fälle tödlicher Überdosierungen mit natürlichem Cannabis bekannt seien. Des Weiteren wies die Referentin auf kurzfristige und langfristige Folgen des Cannabiskonsums hin. Dabei betonte sie, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Cannabis einerseits nicht ignoriert werden sollten, dass diese aber deutlich geringer anzusetzen seien als jene durch Nikotin- und Alkoholkonsum. Außerdem wies sie darauf hin, dass viele Studien nichtexperimenteller Natur seien, also auf Beobachtungsdaten aufbauen würden, weswegen man mit dem „Henne-oder-Ei-Problem“ konfrontiert sei, in anderen Worten: dass man bei Zusammenhängen zwischen Konsumverhalten und Problemen oft nicht beurteilen könne, ob bzw. in welchem Ausmaß diese Probleme übermäßigen Cannabiskonsum begünstigen bzw. ob und in welchem Ausmaß diese Probleme als Folge stärkeren Cannabiskonsums zu interpretieren sind.
Frau Priv.-Doz.in Dr.in Eva Hoch ist leitende Psychologin und Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Seit 2022 ist sie wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Therapieforschung (IFT). Sie ist eine der profundesten Forscherinnen in puncto Cannabis und beschäftigt sich schon seit fast 20 Jahren wissenschaftlich mit den Effekten von Cannabis.
Sie ist eine der drei Herausgeberinnen der vom deutschen Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Expertise „Cannabis: Potenzial und Risiko – eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme“.
Von dieser Studie gibt es eine Kurzfassung (Link) sowie eine Langfassung (Link), die beide über das Internet gratis zur Verfügung stehen, und auch eine über den Buchhandel zu erwerbende gedruckte Version (Link).
Weitere Literaturhinweise: