VERSCHIEBUNG: GÖG-Colloquium | Unzulänglichkeiten in der Suchtbehandlung und deren Überwindung: Das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit

Beginn der Veranstaltung
31.03.2020 17:30 Uhr
Ende der Veranstaltung
31.03.2020 19:00 Uhr
Veranstaltungsort
Gesundheit Österreich Gmbh, Eingang Biberstraße 20, 1010 Wien
Foto Prof. Körkel

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus und der damit verbundenen Maßnahmen der Bundesregierung bezüglich sozialer Zusammenkünfte wird das GÖG-Colloquium auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Wir bitten um Ihr Verständnis und informieren zu gegebener Zeit über einen Ersatztermin.

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Prof. Dr. Joachim Körkel, Evangelischen Hochschule Nürnberg, spricht zum Thema: Unzulänglichkeiten in der Suchtbehandlung und deren Überwindung: Das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit

Das Suchthilfesystem vieler Länder weist Unzulänglichkeiten auf: Zunächst findet nur ein marginaler, von Substanz zu Substanz unterschiedlicher Anteil Suchtkranker Zugang zum Hilfesystem. Ebenso unzulänglich ist häufig die Art der Behandlung: Obwohl die Mehrzahl Suchtkranker eine Konsumverringerung (oder Schadensminderung) und keine Abstinenz anstrebt und Zielkonsens eine wesentliche Voraussetzung wirksamer Therapie darstellt, wird in vielen Behandlungsstellen apodiktisch das Ziel lebenslanger Abstinenz vorgegeben, oder Patientinnen und Patienten werden „akzeptanzorientiert“ und „niedrigschwellig“ in ihrer Sucht nur „begleitet“, obwohl ihrerseits eine Änderungsmotivation vorhanden ist. Zudem wird meist nur die „Hauptproblemsubstanz“ behandelt (in der Regel Alkohol oder illegale Drogen), obwohl nahezu durchgängig ein problematischer Konsum mehrerer Substanzen vorliegt. Des Weiteren wird auch die Palette unterschiedlicher Behandlungsformen (Psycho- und Pharmakotherapie; Kurzinterventionen ohne/mit Selbsthilfemanual, Einzelbehandlungen, Gruppenbehandlungen; Face-to-Face- sowie onlinegestützte Behandlungen) unzureichend genutzt und damit die Behandlung eindimensional und zu wenig individualisiert durchgeführt.

Der Vortrag stellt dar, wie durch das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit die genannten Defizite herkömmlicher Suchtbehandlung überwunden werden können und welche Herausforderungen sich daraus für Menschenbild, Suchtverständnis und Arbeitsweise ambulanter und stationärer Suchthilfeeinrichtungen ergeben.

Prof. Dr. Joachim Körkel ist Professor für Psychologie an der Evangelischen Hochschule Nürnberg und Leiter des dortigen Instituts für innovative Suchtbehandlung und Suchtforschung (ISS), approbierter Psychotherapeut (Verhaltens- und Gestalttherapie), Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie und Gründungsherausgeber der Zeitschrift „Suchttherapie“. Von 1984 bis 1988 war er Leiter der Psychotherapie einer Fachklinik für Alkohol- und Medikamentenabhängige.

Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Ausarbeitung des Paradigmas Zieloffener Suchtarbeit, die Entwicklung von Behandlungsansätzen zum selbstkontrollierten Alkohol-/Zigaretten- und Drogenkonsum sowie die Begleitung von Einrichtungen/Trägern bei der Implementierung Zieloffener Suchtarbeit. Weitere Informationen unter www.iss-nuernberg.de.