GÖG-Colloquium | Selbsthilfe und kollektive Patientenbeteiligung in Deutschland
Die Strukturen und Funktionen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe haben sich in Deutschland in den letzten 40 Jahren dynamisch und nachhaltig entwickelt. Die Zahl der ca. 3 Millionen Menschen in ca. 100.000 Selbsthilfegruppen und etwa 350 Bundesselbsthilfeorganisationen sowie deren Landesebenen ist seit über zwei Dekaden stabil. Nach den anfänglichen Motiven der Selbsthilfeaktiven wie „Kontrollgewinn“, „Gegenmacht“ etc. haben sich die Bestrebungen der Betroffenen immer stärker zu einer Kooperation mit dem professionellen Versorgungssystem und Integration in die gesundheitspolitische Gestaltung entwickelt. Patientenorientierung und -beteiligung wird auf Bundes- wie Landesebene maßgeblich durch Vertreterinnen und Vertreter der Selbsthilfe umgesetzt. Viele der ursprünglichen Forderungen der Selbsthilfe wurden und werden politisch wie versorgungstechnisch umgesetzt – und stellen die Selbsthilfeakteurinnen und -akteure nun vor neue Herausforderungen …
Der Vortrag warf einen Blick auf die gemeinschaftliche Selbsthilfe in Deutschland, die insbesondere in puncto Selbsthilfeförderung und Patientenbeteiligung zwar oft als Best Practice gelobt wird, aber in der Praxis natürlich auch hier großen Anforderungen und Problemen begegnet. Anhand der aktuellen SHILD-Studie wurden Entwicklungen, Wirkungen und Perspektiven der Selbsthilfe in Deutschland beleuchtet und wird der Beitrag der Selbsthilfeforschung zur Unterstützung der Entwicklungen reflektiert.
Detaillierte Informationen und Publikationen zur SHILD-Studie finden Sie unter www.uke.de/shild.
Dr. phil. Christopher Kofahl ist stellvertretender Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie (IMS) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er studierte von 1988 bis 1994 Psychologie und Psychiatrie an der Universität Hamburg und ist seit 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter im IMS. Seine Forschungsschwerpunkte lagen zunächst in der Sozialgerontologie mit Fokus auf pflegende Angehörige und Demenz. 2006 gründete er die Arbeitsgruppe Patientenorientierung und Selbsthilfe mit zurzeit 10 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in acht Projekten.
Begrüßung und Moderation
Mag. Gudrun Braunegger-Kallinger
Fonds Gesundes Österreich
Österreichische Kompetenz- und Servicestelle für Selbsthilfe – ÖKUSS
www.oekuss.at