GÖG-Colloquium | Forschungsethik gestern und heute: Institutionen, Standards, Kontroversen
Die Forschungsethik heute ist transparent und anspruchsvoll organisiert sowie streng dem Schutz von Probandinnen und Probanden verpflichtet. Darüber wachen Ethikkommissionen, die sich mit der Forschung am Menschen intensiv auseinandersetzen. Aber warum braucht es Ethikkommissionen? Warum müssen Antragstellerinnen und Antragsteller den manchmal doch recht mühsamen Weg der forschungsethischen Validierung ihrer Ideen und Programm gehen?
Mittlerweile gehört es international zur guten wissenschaftlichen Praxis, dass Forschung am Menschen nicht ohne Votum einer Ethikkommission durchgeführt wird. Jedes ernstzunehmende Journal verlangt diesen Nachweis. Diese good scientific practice hat für Deutschland ihren Ausgang in Ulm genommen, das Gründungsstadt der ersten Ethikkommission Deutschlands war.
Forschungsethik in Deutschland hat eine kurze, aber sehr entscheidende historische Tradition: Sie hat sich als unmittelbare Folge der Nürnberger Ärzteprozesse entwickelt. Die moderne Forschungsethik folgt heute etablierten Standards. Zu einer modernen Disziplin wurde sie über den wesentlichen normativen Meilenstein der Deklaration von Helsinki im Jahr 1964, auch danach hat sie entscheidende weitere Entwicklungen in ethischer und juristischer Hinsicht erfahren.
Univ.-Prof. Dr. Florian Steger referierte darüber, wie heute in einer Ethikkommission gearbeitet wird, welche qualitativen Anforderungen die Mitglieder zu erfüllen haben und welche Forschungsthemen aktuell besondere Herausforderungen für die Bewertung durch Ethikkommissionen darstellen.
Florian Steger ist seit Juli 2016 Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm sowie Vorsitzender der EthikkommissionUniversität Ulm. Davor und ab 2011 in gleicher Funktion war er am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Florian Steger studierte Humanmedizin und Klassische Philologie sowie Geschichte und habilitierte 2008 in Erlangen. Im Jahr 2018 erhielt er die Medaille "Universitatis Lodziensis Amico" durch die Universität Łódź (Polen) und wurde Honorarprofessor der Semmelweis Universität, Budapest (Ungarn).
Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Antike Medizin und ihre Rezeption, Medizin und Künste, Fragen des Unrechts in einer politisierten Medizin sowie aktuelle ethische Fragestellungen in der Medizin.
Begrüßung und Moderation
ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann
Geschäftsführer Gesundheit Österreich GmbH