Erhebung suchtspezifisches Verhalten
Regelmäßige Prävalenzerhebungen zum Konsum legaler und illegaler Substanzen sowie zu Verhaltenssüchten in Österreich bieten eine wichtige Datengrundlage für sämtliche Bereiche des Monitorings. Prävalenzschätzungen basieren auf Bevölkerungsbefragungen (General Population Survey = GPS), die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden müssen, um aktuelle Trends beziehungsweise Änderungen im Zeitverlauf erfassen zu können. Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt für Befragungsdaten stellen Analysen des Einflusses von sozioökonomischen Einflussfaktoren (z. B. Bildung, Einkommen, Haushaltsstruktur usw.) auf das Konsumverhalten dar. Ergänzt werden die Zahlen aus Bevölkerungserhebungen durch regelmäßige Erhebungen unter Schulpopulationen (European School Survey Projekt on Alcohol and other Drugs, ESPAD), da Jugendliche eine häufige Zielgruppe von Suchtpolitik und Suchtprävention darstellen. Zur Qualitätssicherung und Vollständigkeit dieser quantitativen Datenerhebungen sind auch entsprechende konzeptionelle und methodische Vorarbeiten (z. B. Testung neuer Fragebogen-batterien) notwendig. Bei schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen (z. B. jugendliche Asylwerber:innen, Menschen mit Behinderung) können darüber hinaus qualitative Erhebungsmethoden zu komplementären Befunden verhelfen.
2024 wurde die insgesamt fünfte Welle (nach 2003, 2007, 2015, 2019) der ESPAD-Erhebung in Österreich umgesetzt und dabei wurden 7.735 Schüler:innen der neunten und zehnten Schulstufe aus 412 Klassen und 224 Schulen aller Schultypen – mit Ausnahme von Schulen des Sonderschulwesens – im Alter zwischen 14 und 17 Jahren befragt. Die Ergebnisse dieser repräsentativen Schülerbefragung weisen auf eine zunehmende Diversifizierung jugendlichen Substanzkonsums hin: Herkömmlicher Zigaretten- und Alkoholkonsum sind rückläufig, wohingegen neue Produkte wie z. B. Nikotinbeutel oder E-Zigaretten deutlich zugenommen haben und auch für andere, bislang selten beobachtete Konsumverhaltensweisen höhere Prävalenzraten berichtet werden als zuvor. Social-Media-Nutzung wird von einer großen Zahl der Schüler:innen als problematisch erlebt und als größeres Problem wahrgenommen als Glücksspiel oder digitale Spiele. Unterschiede in suchtrelevanten Konsum- und Verhaltensweisen nach Schultypen sind stark ausgeprägt, und zudem sind diese Verhaltensweisen von einem engen Zusammenhang mit dem psychosozialen Wohlbefinden gekennzeichnet.
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Repräsentativerhebung zu Konsum‐ und Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial