Kompetenzgruppe Entstigmatisierung
Menschen mit psychischen Erkrankungen sind aufgrund kulturell tief verwurzelter Stereotype und negativer Vorurteile einer Reihe von Diskriminierungen ausgesetzt. Die Folgen für Betroffene sind oft geringere Chancen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, Verlust intimer Beziehungen, Reduktion des sozialen Netzwerks und Schwächung des Selbstwertgefühls.
Diese Benachteiligungen und Belastungen erhöhen das Risiko für Rückfälle oder für einen chronischen Krankheitsverlauf. Expertinnen und Experten sprechen daher von Stigma als „zweiter Erkrankung“. Die Angst vor Stigmatisierung verzögert zudem das Aufsuchen von Hilfe in psychischen Krisen, was letztlich auf gesellschaftlicher Ebene zu einer Steigerung der Gesundheitskosten führt.
Aufgrund der Komplexität des Phänomens Stigma und der Hartnäckigkeit gesellschaftlicher Einstellungen und Vorurteile wurde von der Arbeitsgruppe zum österreichischen Gesundheits-ziel „Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen fördern“ (Gesundheitsziel 9) die Etablierung einer „Kompetenzgruppe Entstigmatisierung“ als zentrale Maßnahme des Handlungsfelds „Gesellschaft und Entstigmatisierung“ angeregt. Diese Kompetenzgruppe soll – einem Mental-Health-in-All-Policies-Ansatz (MHiAP) folgend – die Expertise aus Wissenschaft, psychosozialer Versorgungspraxis, Verwaltung, Kultur, Medien und Erfahrungswissen zum Thema bündeln und auf der Basis bestehender Evidenz und Best-Practice-Beispiele ein koordiniertes multistrategisches Vorgehen gegen das Stigma psychischer Erkrankungen entwickeln. Des Weiteren soll die Kompetenzgruppe als Drehscheibe für bestehende und neue Projekte fungieren, damit diese durch interdisziplinären Austausch und Nutzung von Synergien angereichert und gezielter koordiniert werden können.
Weiterlesen:
Produkte der Kompetenzgruppe
Bestandserhebung Anti‐Stigma‐Aktivitäten in Österreich (2020)
Teil 1 - Ergebnisbericht
Teil 2 - Verzeichnis der Aktivitäten nach Hauptinterventionsebenen
Kurzrecherchen