GÖG-Colloquium | Blackout – Die Zähmung des schwarzen Schwans. Wie Mensch und Gesellschaft Blackout-Folgen für das (Gesundheits-)System mindern können
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn die Stromversorgung plötzlich und für längere Zeit zusammenbricht? Medien, Forschung und bisherige Geschehnisse zeichnen davon unterschiedliche Bilder. Diese wirken auf uns und beeinflussen unsere Erwartungen sowie unser Verhalten im Eintrittsfall und auch zuvor. Wie reagieren Menschen auf einen Blackout und welche Auswirkungen hätte dieser auf das (Gesundheits-)System? In diesem Vortrag ging es um die Frage, warum die angstfreie Auseinandersetzung mit dem Thema Blackout sinnvoll und zugleich wirksam ist.
Der „schwarze Schwan“ steht in Wirtschaft und Wissenschaft für extreme Auswirkungen seltener und unvorhersehbarer Ereignisse – etwa aktuell die COVID-19-Pandemie oder ein Totalzusammenbruch der überregionalen Stromversorgung, ein Blackout. Davon handelte der Vortrag von John Haas anlässlich des GÖG-Colloquiums am 22. Februar - ein Vorfall, der aufgrund der wachsenden technischen Komplexität unseres Alltags immer wahrscheinlicher und immer folgenreicher wird.
Verhindern lasse sich ein Blackout nur schwer, so Haas, man könne aber die Wahrscheinlichkeiten eines solchen Events verringern und nach dem Eintrittsfall die Folgen minimieren. Dem entgegen stünde die Ungewissheit des Zeitpunktes eines Blackouts, die dazu verleiten würde, notwendige Vorbereitungen hinauszuzögern. Der Experte sieht Österreich nicht gut auf einen möglichen Blackout vorbereitet. Eine erst kürzlich von der Universität Wien durchgeführte Studie zeige, dass nur rund ein Drittel der heimischen Bevölkerung im Ernstfall ausreichend mit Lebensmitteln, Medikamenten und Wasser versorgt wäre.
„Es braucht die Infos für den Krisenfall vorab!“, betonte Haas. Notwendige Vorbereitungen wären flächendeckende Informationskampagnen für die Bevölkerung, infrastrukturelle Maßnahmen der Netzbetreiber und Krisenpläne seitens der Regierung. Besonders für vulnerable Gruppen sei eine klare Gesundheitskommunikation notwendig: Denn neben Vorbereitungen auf dem Gesundheitssektor, der auch ohne Strom etwa Spitäler am Laufen halten muss, sei es wichtig, in der breiten Bevölkerung ein Bewusstsein für einen solchen Ernstfall zu schaffen: Wie geht man damit um, wenn frisches Trinkwasser und Medikamente ausbleiben, Kühlanlagen für Lebensmittel nicht mehr funktionieren, die Kommunikation zusammenbricht und der Müll liegen bleibt? Kurzfristig, so Haas, würden die Menschen dann unter Schock stehen und sich ängstlich fühlen. Ein längerfristiger Stromausfall würde zu vermehrter Aggression führen, doch die meisten Menschen würden sich auch in diesem Fall weiterhin kooperativ verhalten. Das hätten vergangene Vorfälle dieser Art gezeigt.
Panik vor einem Blackout sollte aber zu keiner Zeit geschürt werden, betonte Haas, der zu Taten, aber auch zu Gelassenheit aufrief: „Die Bevölkerung soll wissen: Das Thema gibt es. Sie muss sachlich und angstfrei informiert werden, es soll aber nicht der Eindruck entstehen, ein Damoklesschwert schwebt über uns.“
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Mag. John Haas ist Diplompsychologe, FH-Lektor und Autor des Bestsellers „COVID-19 und Psychologie – Mensch und Gesellschaft in Zeiten der Pandemie“. Im Jahr 2014 legte er mit der europaweit ersten Frauenhilfe-App „fem:help“ den Grundstein für einen psychosozialen Onlineservice, der von der Republik Österreich eingesetzt wurde.
2004 entwickelte er das European Communication Certificate (Eco-C), ein Qualifizierungsprogramm für Arbeitssuchende, das österreichweit auf breiter Basis etabliert wurde. Aktuell beforscht er Nutzanwendungen in den Bereichen Digital Health, Infodemiologie und Blackout.
Begrüßung
ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann
Geschäftsführer Gesundheit Österreich GmbH
Moderation
Mag.a Dr.in Andrea Schmidt
Gesundheitsökonomie und -systemanalyse
Abteilungsleiter-Stellvertreterin