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GÖG-Colloquium | Das schweizerische Gesundheitswesen – dringend notwendige Reformen stehen an

Beginn der Veranstaltung:29.01.2018, 17:00 Uhr
Ende der Veranstaltung:29.01.2018, 18:30 Uhr
Veranstaltungsort:Gesundheit Österreich GmbH, Eingang Biberstraße 20, 1010 Wien

Vortragender: Univ.-Prof. Dr. oec. Bernhard J. Güntert, MHA

Als Hochschullehrer und Innovationsexperte beim Schweizer Krankenversicherungsverband curafutura spricht Bernhard Güntert seine Einschätzung, auch wenn sie kritisch oder skeptisch ist, offen aus – so auch im Colloquium am 29. 1. 2018 an der GÖG.

Er stellte aktuelle Probleme im Schweizerischen Gesundheitssystem dar, die den österreichischen auf den ersten Blick durchaus ähneln:Es ist spitalslastig, geprägt durch Kleinräumigkeit und Föderalismus, der Vorstoß für ein einheitliches Leistungsniveau ist gescheitert, die Ärzteschaft stöhnt unter Verwaltungslast und die Finanzierung ist komplex.

Auf den zweiten Blick fallen die Unterschiede auf: Es besteht Wahlfreiheit sowohl zwischen Versicherungen als auch unterschiedlichen Versicherungsmodellen, der Solidaritätsgedanke ist aufgrund der Kopfprämien weit weniger ausgeprägt. Praxen werden teilweise von branchenfremden Investoren betrieben, der Trend zu Gruppenpraxen und Praxisnetzen ist stark. Ausbildungsdefizite im Inland werden durch Gesundheitspersonal aus dem deutschsprachigen Ausland gedeckt, wobei in letzter Zeit auch Aktivitäten zur Steigerung inländischer Kapazitäten gesetzt wurden. Besonders interessant: Rund 60 % der Versicherten haben Managed-Care-Modelle gewählt, obwohl diese anfangs in der Bevölkerung und der Ärzteschaft eher auf Skepsis stießen.

Die Probleme sind also ähnlich, die Lösungsansätze unterscheiden sich in Abhängigkeit vom System und auch nicht jede Maßnahme zeigt unmittelbar die erwünschte Wirkung. Bernhard Güntert hält einige davon für essenziell: (1) eine attraktivere Tarifgestaltung und Entlastung durch Praxiskoodination (beides Teile eines Anreizpakets zur Stärkung der allgemeinmedizinischen Praxis), (2) bessere Ausbildung für die Primärversorgung, (3) neue Impulse durch Accountable-Care- und Primärversorgungsstrukturen und (4) Digitalisierung.

Vortrag: Das schweizerische Gesundheitswesen

Bernhard Güntert studierte Ökonomie, Recht und Sozialwissenschaften sowie Public Health an der Universität St. Gallen und in den USA. Nach Dozententätigkeit und Habilitation in St. Gallen wechselte er 1995 als Professor für Management im Gesundheitswesen an die Universität Bielefeld und 2004 an die UMIT in Hall i. Tirol. Von 2010 bis 2013 war Güntert Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Public Health. Neben zahlreichen Lehraufträgen in D, Ö und der Schweiz ist Bernhard Güntert bei „curafutura – die innovativen Krankenversicherer“ in Bern zuständig für Qualität, Innovation und HTA sowie freier Berater im Gesundheits- und Sozialwesen.

B. Güntert