GÖG-Colloquium | Sucht und Selbstverantwortung: Philosophische Reflexionen über ein schwieriges Verhältnis

Beginn der Veranstaltung
27.11.2018 17:30 Uhr
Ende der Veranstaltung
27.11.2018 19:00 Uhr
Veranstaltungsort
Gesundheit Österreich GmbH, Eingang Biberstraße 20, 1010 Wien
Foto Martin Wallroth

Sucht wird einerseits häufig als Krankheit definiert, die einen Kontrollverlust impliziert. Andererseits baut Suchtbehandlung darauf auf, dass auch Suchtkranke Entscheidungen über ihr Verhalten treffen können und man ihnen Selbstverantwortung nicht pauschal absprechen kann.

Im Spannungsfeld dieser beiden Zuschreibungen bzw. Perspektiven finden viele Diskurse über Suchtverhalten und auch die ethische Bewertung von Sucht statt.

 

Im Zentrum des Vortrags stand, ausgehend von einer näheren ethischen Analyse der ambivalenten Innensicht süchtigen Agierens, die Frage, ob und wie professionelle Helferinnen/Helfer den betroffenen Akteurinnen/Akteuren dabei helfen können, Sucht als die moralische Herausforderung, die sie im Kern darstellt, zu meistern, ohne dabei selbst in die Falle des pauschalen Absprechens von Verantwortlichkeit einerseits respektive des Moralisierens andererseits zu gehen. Gute therapeutische Praxis erscheint dabei in dem Sinne selbst als „ethischer Eingriff“, dass sie den Betroffenen eine vertiefte ethische Selbstreflexion eigener Verantwortlichkeitspotenziale ermöglicht, um ihnen die Aussicht auf eine praktisch wirksame moralische Neuorientierung ihres eigenen Handelns zu eröffnen.

Hier finden Sie die Vortragsfolien.

Prof. Dr. phil. Martin Wallroth, M. A. phil., Dipl.-Psych. ist Professor für Ethik in der Sozialen Arbeit im Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster. Er studierte Psychologie und Philosophie an der Universität Trier, wo er 1998 auch promovierte. Er sammelte zehn Jahre lang praktische Erfahrungen als Suchttherapeut, Teamleiter und therapeutischer Gesamtleiter einer Suchtklinik. 2010 bis 2015 war er Professor für klinische Sozialarbeit an der Ostfalia Hochschule/Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel. Seit 2013 ist er Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie.

Er befasst sich schwerpunktmäßig mit philosophischen und ethischen Fragen heilender und helfender Berufe sowie philosophischen und ethischen Aspekten der Sucht.

Begrüßung und Moderation

Dr. Alfred Uhl
Stv. Abteilungsleiter Kompetenzzentrum Sucht
Gesundheit Österreich GmbH